Ein Dutzend junger Männer …

ein Dutzend unbegleitete Minderjährige …

Schon vor 17h trudeln die ersten Teilnehmenden ein, der Overhead-Projektor steht bereit, der große Raum in der Unterkunft mit Tischen, die wir den Abend beiseite schieben,

und zwei Sofas, die wir mit ein paar Stühlen zur Runde um den Projektor stellen:

Die jungen Frauen von der Betreuung sammeln die Jungs ein, und der türkisch-stämmige Betreuer fragt sie, ob er an der Runde teilnehmen könne, was sie begeistert bejahen.

Ich stelle mich vor, aus dem Gespräch über Sexualpädagogik und Projekte in der Schule geht es quer durch die Schul-Erfahrungen der Einzelnen in der mit der Zeit auf 12 angewachsenen Gruppe.

Beginnend mit dem Modell „Mann“ aus bunten Moosgummi-Teilen, mit der Erzählung zur Sexualpädagogik in der 6. Klasse, also etwa 12 Jahren,

wenn die Spermien in den Hoden zu wachsen anfangen, sich über die Samenleiter in der Prostata melden und die Zugabe aus der Bläschen-Drüse bekommen:

Die Geschichte vom Vortropfen und den ersten feuchten Träumen führt uns sofort zur Frage, ob das gesund sei, mit dem Onanieren, oder haram, also schlecht / sündig.

Meine Erklärung, dass es um Selbst-Erkundung geht, die vorsichtig und zärtlich sein soll.

Das Wort zärtlich muss ich erst noch erklären, und wie wichtig das langsame erspüren der gesamten Anatomie für das gemeinsame Liebesspiel wird.

Beim entsprechenden Frauen-Modell sind die Begriffe schnell geklärt, der Ablauf der Regel findet weniger Interesse als die Frage der Jungfäulichkeit.

Da wechsle ich zu den Folien der BZGA.de am Overhead-Projektor, die wir sonst eher in der 8. Klasse verwenden, und die dort besser erkennbare gezeichnete Anatomie.

Die irrige Vorstellung vom Sicherheits-Verschluß-Siegel des Hymen der Theologen und Gläubigen, das doch nur aus diversen Haut-Resten der Embryonal-Phase besteht:

Über die Frage des Tampons wird die Anatomie der Frau um den Kitzler dann doch interessanter, und die Vorstellungen von Sex konkreter:

Dazwischen mischen sich immer wieder Fragen aus der Porno-Ecke, deren Bedeutung offen eingestanden wird.

Dann ist irgendwann das Abendessen fertig und wird serviert, und die Gespräche finden in den äthiopischen und syrischen Sprachen statt.

Danach wechseln die kleineren Runden immer wieder durch, und bis ca 20h verabschieden sich die BetreuerInnen wieder in den Hintergrund zu ihrem Schichtwechsel, während wir noch Fragen, wie mit hiesigen jungen Frauen umzugehen ist, besprechen:

Ich zeige ihnen noch einmal das Material von Donum Vitae und weise sie auf die Funktion der Visitenkarte hin: Wenn ihr selbst welche macht, mit diesen leeren Karten, könnt ihr eure Telefon-Nummer und / oder eure Mail-Adresse weitergeben, und ihr habt damit etwas zu verschenken, das gerne angenommen wird.

Ein Nachfrage nach der Telefon-Nummer wird dagegen als Frechheit oder Übergriff empfunden.

Diese Wahrnehmungen und selbst erlebte Situationen reflektierten noch einmal ihre Situationen, und leiteten meinen Abschied ein, mit dem Angebot, bei Bedarf noch einmal die Gespräche zu vertiefen.

Mit großer Dankbarkeit werde ich hinaus begleitet und habe das Gefühl, vor allem in einem Teilnehmer dem griechischen Gott Hermes begegnet zu sein, der alle Türen mit seinem Charme öffnet und unser Gespräch mit seiner Offenheit enorm vorangetrieben hatte.

Seenotrettungswesten

Kunstaktion vor dem Haus in der Goethestrasse München, in dem die interkulturelle Begegnung in vielen Beratungsstellen gepflegt wird

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..